Es ist, als würde mein Selbstbild in einem ständigen Zustand des Flimmerns verharren – mal ist es klar und scharf, im nächsten Moment verschwommen und brüchig. Manchmal genügt ein Blick auf mein Spiegelbild, um einen inneren Tumult auszulösen. Eben erst stand ich vor meinem Handy und betrachtete mich minutenlang – mein Fokus wanderte zu meinen schiefen Zähnen. Plötzlich überkam mich das Gefühl, dass diese Fehlstellungen nicht nur meinen Körper, sondern meinen gesamten Wert deformieren. „Kein Wunder“, dachte ich, „dass ich in einer Gesellschaft, die so viel Wert auf Oberflächlichkeiten legt, unsichtbar bin. Ich passe nicht ins Bild.“
Doch bevor mich diese Welle der Selbstkritik endgültig verschlingen konnte, schaute ich erneut in den Spiegel – und auf einmal erschien mir dieses Bild nicht mehr so schlimm. Die Fehlstellungen verloren an Bedeutung, und ein Gedanke setzte sich fest: „Ich werde mich nicht mehr anpassen, nicht in diesem Leben. Diese Gesellschaft mit ihren krankhaften Idealen habe ich längst durchschaut.“ Für einen kurzen Moment verspürte ich Stolz darauf, anders zu sein, abseits der Norm zu stehen.
Aber dann kommt wieder der Zweifel. Kann ich wirklich so leben? Der Druck, mich zu verändern, ist allgegenwärtig. Der Zwang, mich anzupassen, nagt an mir, als ob es ein unausweichlicher Teil meines Seins wäre. Es ist eine verwirrende Dynamik – einerseits will ich der Gesellschaft trotzen und mich nicht mehr darum kümmern, was andere denken. Andererseits spüre ich, dass ich mich selbst nicht vernachlässigen darf, dass ich mich selbst schätzen muss. Aber wie mache ich das, wenn mich der nächste Trigger sowieso wieder in den Selbsthass drängt?
Die Wahrheit ist: Es ist verdammt kompliziert. Ich sitze in einem Boot, das ständig von widersprüchlichen Wellen hin- und hergerissen wird. Während ich versuche, mich von den Erwartungen anderer zu lösen, stehe ich mir oft selbst im Weg. Der Selbsthass lauert immer irgendwo im Schatten, bereit, mich in den Abgrund zu ziehen. Aber vielleicht – nur vielleicht – liegt die Lösung darin, zu akzeptieren, dass ich in diesem Moment bin, wer ich bin. Dass mein Wert nicht an der Symmetrie meines Lächelns oder der Meinung anderer gemessen werden sollte.
Ja, das System ist krank, aber das bedeutet nicht, dass ich mich darin krank fühlen muss. Vielleicht ist das der erste Schritt, mir selbst den Wert zu geben, den ich so dringend brauche.