Es ist schon fast ironisch, wie schnell ein sozialer Netzwerkgigant wie Instagram einem den Boden unter den Füßen wegreißen kann. Ein Klick, eine Sperre, und plötzlich bist du aus deiner kleinen digitalen Welt ausgesperrt. Genau das ist mir passiert – und zwar wiederholt. Trotz aller „Verifizierungsmaßnahmen“, trotz Einsendung von Ausweisen und Geburtsurkunden, bleibe ich gesperrt. Und als ob das nicht genug wäre, funktioniert auch das Erstellen eines neuen Accounts nicht. Es ist, als würde dieser verfluchte Zuckerberg-Konzern mich mit Absicht vom digitalen Leben fernhalten, mich quasi zwingen, von der toxischen Mischung aus Doomscrolling und verzweifeltem Streben nach Bestätigung loszukommen.
Dabei habe ich doch nichts „Schlimmes“ gemacht – ein paar Depri-Reels geteilt, meinen neuen besten Freund gestalkt, der mir in letzter Zeit Halt gibt, und den Kontakt zu einer Bekannten aus der Psychiatrie gepflegt. Doch das interessiert die Algorithmen von Instagram offensichtlich nicht. Der Hass, den ich auf diesen Meta-Konzern hege, ähnelt dem von Mr. Robot gegenüber E-Corp. Eine unsichtbare, übermächtige Maschinerie, die einem das Leben noch schwerer macht.
Aber jetzt, da ich von dieser Plattform zwangsweise losgelöst bin, merke ich auch etwas anderes. Es hat mich zumindest vom Doomscrolling befreit. Meine Bildschirmzeit ist radikal gesunken. Schluss mit dem stundenlangen Vergleichen und dem stillen Hass auf diese „perfekten“ Menschen, deren Leben wie eine einzige Show aus Reichtum und Glück aussieht. Die Wahrheit ist: Während ich mir diese Geschichten ansah, fühlte ich mich immer schlechter. Warum? Weil ich, der Typ vor dem Bildschirm, der auf seinem Stuhl klebt und diese lächerlichen Reels anschaut, sich selbst hasst.
Ich hasse es, wie ich aussehe. Diese hässliche Visage, den deformierten Glatzkopf, die schiefen Zähne, den übergewichtigen Körper, der kaum noch Energie hat. Mein ganzes Leben fühle ich mich gefangen in einem Kreislauf aus Selbstverachtung, und Instagram hat diesen Schmerz nur noch verstärkt. Ständig wurde mir vor Augen geführt, wie weit ich von diesen „idealen“ Menschen entfernt bin. Und dabei habe ich vergessen, dass all das nur eine Fassade ist, eine künstliche Realität.
Jetzt, wo diese Droge – ja, Instagram ist eine verdammte Droge – weg ist, merke ich, wie sehr mich dieser Wahnsinn eingenommen hat. Ich bekomme sowieso keine Bestätigung. Und all diese unrealistischen Lebensstile, die ich mir jeden Tag reingezogen habe, haben meine Depression nur verschärft, meine soziale Phobie verstärkt und die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung angeheizt. Es ist, als hätte ich den Dämonen meines eigenen Selbstwerts täglich Nahrung gegeben – und Instagram war das perfekte Mittel, um diese Dämonen zu füttern.
Aber warum kriege ich mein Leben nicht in den Griff? Warum sitze ich immer noch hier, in meiner Wohnung, die ich verachte, in einem Körper, den ich hasse, ohne den Antrieb, etwas zu ändern? Vielleicht ist Instagram nicht das Problem. Vielleicht ist es nur ein Symptom eines tieferen Schmerzes, der mich schon seit Jahren begleitet. Aber zumindest bin ich diesen einen Auslöser jetzt los. Eine Droge weniger, die mein Leben vergiftet. Vielleicht ist das der erste Schritt. Vielleicht ist es die Gelegenheit, mich nicht länger von der Fassade anderer Leben blenden zu lassen und mich mit meiner eigenen Realität auseinanderzusetzen – so hässlich sie mir auch erscheinen mag.